Sportliches Bergerlebnis auf 4 Rädern – Montafon und Silvretta

Autoblog für Autoreisende auf der Silvretta

Mit der Autoreisebloggerin ins Montafon und auf die Silvretta

Iris Haiderer ist die Autoreisebloggerin auf der Silvretta

Meine Route

Rucksack und Bergschuhe eingepackt, starte ich meine Reise in unser westlichstes Bundesland und freue mich auf ein sportliches Bergerlebnis im Montafon. Die kurze Strecke von Salzburg nach Rosenheim erweist sich noch als mühsam, denn ich ziehe vorbei an einer schier nicht enden wollenden Wohnwagen-Karawane mit gelben Nummernschildern, die Holländer sind auf dem Heimweg! Amüsiert schaue ich mir an, was sich so alles auf dem einen oder anderen Autodach befindet. Neben den schon obligaten Fahrrädern auch noch Kajaks, Schlauchboote, Schwimminseln usw. usw., mir kommt vor als würde so manch einer die halbe Sportabteilung eines Kaufhauses transportieren. Was man als Holländer so alles brauchen kann im Urlaub! Wegen einer Geisterfahrerwarnung für die Inntal-Autobahn lege ich kurz nach Kufstein eine nicht geplante Eiskaffeepause ein und genieße die Sonnenstrahlen, die mich noch bis zum Arlberg begleiten werden. Wenn auch in St. Anton die ersten Regentropfen an meine Windschutzscheibe klopfen, ist die Fahrt über den Arlberg immer wieder ein tolles Erlebnis.

Fahrt über den Arlberg

  • fahrt über arlberg

Und dann geht es schon hinein ins Montafon. Eine Senke zwischen Bergen, von Gletschern geformt und nach hinten ansteigend. Das „Tal der Aktiven“ wird es auch genannt und noch hoffe ich, dass sich der Regen bald verziehen würde, um so richtig aktiv sein zu können. Von Sankt Anton im Montafon kommend, passiere ich die Orte Bartholomäberg, Schruns-Tschagguns, St. Gallenkirch, Gortipohl bis ich mein Ziel Gaschurn erreiche.

Rundgang in Gaschurn

Ich möchte die kostbare Zeit zwischen den Regentropfen gleich nutzen und erkunde das Dorf. Es ist klein, überschaubar und in nur ein paar Schritten vom Hotel zu erreichen. Der moderne Bau des Sporthotels fügt sich harmonisch in die traditionelle Bauweise der Vorarlberger Architektur ein. Auf meinem Rundgang entdecke ich ein Tourismusmuseum und nehme mir vor, diesem unbedingt am nächsten Tag einen Besuch abzustatten, um mehr über die Entwicklung des Tourismus im Montafon zu erfahren.

Der Berg ruft!

Am nächsten Morgen versammelt sich eine Gruppe von 48 Hotelgästen, die zum allwöchentlichen „Bergfrühstück“ auf der Versettla aufbricht. Ich schließe mich an. Wir legen einen kurzen Fußmarsch zur Talstation der Versettla-Bahn zurück, und nach einer etwa 20minütigen Gondelfahrt erreichen wir die Bergstation. Leider tauchen wir ab der Mittelstation in dichten Nebel ein und so lässt sich das herrliche Bergpanorama, das sich an schönen Tagen auf der 2.015 Meter hohen Versettla eröffnet, heute nur erahnen.

Den Berggasthof „Nova Stoba“ erreichen wir nach nur 3 Minuten Fußweg, und wir freuen uns über die warme, gemütliche Stube mit dem ausladenden Frühstücksbuffet, das uns hier erwartet. Das Restaurant bietet sein Bergfrühstück jeweils mittwochs für jedermann an, am Donnerstag findet es exklusiv für das Sporthotel statt. Nachdem die Gäste das üppige Buffet zum ersten Mal gestürmt haben, führt uns unser Hoteldirektor durchs Haus, und wir erfahren allerhand Neues. Warum unser Hoteldirektor das weiß? Das Sporthotel Silvretta befindet sich seit 1990 im Besitz der Bergbahn, die auch den Berggasthof betreibt. So sieht sich Markus Stemer in gewisser Weise auch als Hüttenwirt der „Nova Stoba“. Nicht ohne Stolz, denn der Betrieb auf der Versettla ist das größte Bergrestaurant Europas mit 2.000 Sitzplätzen, und dahinter steckt eine Menge an Arbeits- und Organisationsaufwand für einen reibungsfreien Ablauf, vor allem im Winter. So erfahren wir, dass die „Nova Stoba“ 95-97 Prozent ihres Jahresumsatzes im Winter mache, 85 Prozent sogar im Winter genau zwischen 11.30 und 13.30. An Spitzentagen frequentierten bis zu 22.000 Personen das Skigebiet und zwischen 5.000 und 7.000 Mahlzeiten verließen an solchen Tagen die Küche. Allein 50 Tonnen Pommes würden pro Jahr konsumiert in diesem Haus. Ein Blick in den XXL-Spaghettitopf in der Großküche lässt diese Dimensionen erahnen. Und man freue sich schon wieder auf den traditionellen „Schweizer-Tag“ am 26. Dezember, an dem unsere westlichen Nachbarn das Skigebiet bevölkern. Denn allein an diesem Tag würden in der Bar 600 Liter Jägertee ausgeschenkt. Die Frage, ob die Schweizer nur zum Jägertee trinken oder auch noch zum Skifahren kämen, ringt dem Chef ein Lächeln ab. Wir erfahren es nicht. Bestätigt ist allerdings, dass der Schweizer Gast tendenziell Jägertee trinke, der deutsche und österreichische eher Glühwein. Warum auch immer. Der Berggasthof wurde vor 25 Jahren erbaut und trotz der imposanten Größe des Betriebes ist es gelungen, durch viele kleinere Stuben ein gemütliches Ambiente zu schaffen. Jede Stube ist mit einem eigenen Namen versehen, so findet sich eine „Hematstoba“ genauso hier wie eine „Krüterstoba“ oder „Ofastoba“. Leider noch immer dichter Nebel und für heute keine Besserung in Sicht, daher besteige ich gegen Mittag die Gondel und fahre zurück ins Tal. 

Im Montafoner Tourismusmuseum

Da ich auf meinen Reisen grundsätzlich so viel wie möglich über Land und Leute erfahren will, mache ich mich schon wieder auf den Weg. Das Montafoner Tourismusmuseum im denkmalgeschützten Frühmesshaus ist mein Ziel. Im einzigen Museum des inneren Montafons stehen touristische und alpinistische Aspekte im Vordergrund, und es weist einen alpingeschichtlichen Schwerpunkt auf. Im Jubiläumsjahr 2015 jährt sich die Erstbesteigung des Piz Buin zum 150. Mal, doch dazu später. Das Museum vermittelt in anschaulicher Weise Wissenswertes zur Montafoner Tracht. Diese wird heute als typische Ikone des Tales vermittelt. Sie symbolisiert jedoch einen jahrhundertelangen Veränderungsprozess. Details, wie Kopfbedeckungen, Verzierungen und Schnallen, orientieren sich an Moden und spiegeln wirtschaftliche Verhältnisse wieder. Und gibt es nun den „echten“ Montafoner, möchte ich wissen, denn ein Gedanke des Schriftstellers Karl von Seyffertitz sticht mir ins Auge. Er hielt nach seinem Besuch im Tal folgendes fest: „Je weiter wir aber aufwärts vordringen, desto häufiger und dichter werden die unverständlichen Ortsbenennungen, desto dunkeläugiger und brünetter der Menschenschlag, bis wir dann im Montafon mitten in einer ganz fremdartigen Rasse uns wiederfinden.“ Wenn ich an den originalen Montafoner Tisch und mein Hin- und Herrutschen beim Essen denke, um meine Beine unter dem Tisch platzieren zu können, würde ich mit Fragezeichen noch dazufügen „und nicht allzu groß gewachsen“?

Bergerlebnis pur – die Silvretta Hochalpenstraße

Am nächsten Tag lacht schon zu früher Stunde die Sonne beim Fenster herein und lässt mich förmlich aus dem Bett hüpfen. Endlich sehe ich die Berge!!!! Wow, ist das schön hier. Ganz überwältigt vom herrlichen Bergpanorama schieße ich noch die letzten Fotos bei Sonnenschein, bevor ich mich dem nächsten Höhepunkt meiner Reise widme, der Silvretta Hochalpenstraße.

Sie gilt als eine der schönsten und beliebtesten Panoramastraßen der Alpen. Mit einer Länge von 22,3 Kilometern führt sie von Partenen im Montafon in insgesamt 34 Kehren auf die 2.032 m hohe Bielerhöhe bis nach Galtür im Paznauntal. Beeindruckt von dieser herrlichen Bergwelt, die sich mir bietet, halte ich unzählige Male am Straßenrand an zum Fotostopp. Wenn es auch immer dasselbe Gebirge ist, so scheint doch jeder Blick aus unterschiedlicher Perspektive wieder anders zu sein. Was für ein Kaiserwetter! Für den gestrigen Nebel werde ich heute mehr als nur entschädigt, denn noch schönere Bedingungen für die Überquerung der Silvretta könnte es gar nicht geben. Ich fahre ja generell wahnsinnig gern mit dem Auto durch die Gegend und erfreue mich an der vorüberziehenden Landschaft, aber auf dieser Panoramastraße wird Autofahren wohl für jeden zum Genuss. Schnell fährt man hier nicht, denn die Augen fahren mit und können so viel entdecken. Abseits der Straße und hoch oben auf den Bergen tun sich immer wieder neue Eindrücke auf. Auf der Bielerhöhe, dem Scheitelpunkt der Silvretta Hochalpenstraße zwischen dem Montafon und dem Paznauntal, parken viele Bergsteiger, die zu unterschiedlichen Touren aufbrechen. Aufregend finde ich den „Schmugglerpfad“, denn wo früher Schmuggler allerlei Waren an den Zöllnern vorbei über die Berge trugen, führt heute ein Rundwanderweg durch die einzigartige Landschaft im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz.

Endlich liegt er majestätisch vor mir, der sagenumwobene Piz Buin! Warum verleitet uns allein sein Name schon zum Träumen? Ist es unsere Assoziation mit Sonnencreme, die beim Klang dieses Namens Urlaubsfeeling aufkommen lässt oder tatsächlich sein Mythos? Der höchste Berg Vorarlbergs (3.312 m) bildet das Herz der Silvretta und zählt geographisch sowohl zu Vorarlberg als auch zu Tirol und Graubünden. Seine Erstbesteigung jährte sich am 14. Juli 2015 zum 150. Mal. Am 14. Juli 1865 schafften die wagemutigen Pioniere Johann Jakob Weilenmann und Joseph Anton Specht gemeinsam mit den Bergführern Jakob Pfitscher und Franz Pöll die Bezwingung des Piz Buin. Zum Jubiläum wurde diese Meisterleistung in einer historischen Seilschaft nachgestellt.

  • Copyright: Stefan Kothner

Dieser 14. Juli 1865 war überhaupt ein Tag, der in die Alpingeschichte eingehen sollte, wurde doch genau am selben Tag auch zum ersten Mal das Matterhorn erklommen. Heute erfordert die Besteigung des Piz Buin noch immer Kondition und eine gute Portion alpiner Erfahrung. Am Seil eines Bergführers lässt sich die abwechslungsreiche Tour sicher bewältigen. In einem Zug von der Bielerhöhe aus steigen konditionsstarke Bergfexe auf und benötigen dafür rund sechs Stunden. Bergsteiger, die hingegen dem Genuss frönen, übernachten auf der Wiesbadener Hütte in 2.443 m Höhe und nutzen am nächsten Tag den jungen Morgen für den Gipfelanstieg. Drei bis vier Stunden dauert es bis zum Gipfelsieg, wo der tradtionelle Gruß „Bütsch´il Piz!“, was soviel heißt wie „Küss den Gipfel!“, ausgetauscht werden kann. Die Besteigung des Piz Buin ist mit Sicherheit ein Bergerlebnis für die Ewigkeit.

Meine Tour führt mich nach der Bewunderung des Piz Buin ins Paznauntal, vorbei an glasklaren Gebirgsbächen, Pferden, die mir auf der Fahrbahn entgegen kommen und farbenfroher alpiner Vegetation. Vorbei an den Wintersportorten Galtür und Ischgl erreiche ich nach Landeck wieder die Inntalautobahn, und weil heute die Bayern und Baden-Württemberger in die Ferien starten, umfahre ich lieber das große deutsche Eck. So kann ich auf der Heimfahrt in die Festspielstadt noch einen Blick auf den immer wieder anmutigen „Wilden Kaiser“ genießen.

Tourinfos

Gesamte Strecke: 721 km
Reisedauer: 3 Tage

Mautinfos

Silvretta-Hochalpenstraße nur in den Sommermonaten bei gutem Wetter geöffnet
Maut: PKW - € 18; Motorrad - € 14,50 
(Mautinfos Stand 2023)
blaues Auto, Landkarte, Sonnenschirm, Sonne, blonde Fahrerin

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